Kirche ohne Kirche. Impulse für die Zeit größerer Distanz – jeden Tag neu!

Mittwoch, 8. April

Meine Zeit ist da; bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl feiern.(Mt 26,14-25)

Alles ist in Vorbereitung für das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feiern wird und das wir nur mit Blick der nachösterlichen Gemeinde verstehen. Die Jünger bereiten betriebsam alles vor, was Jesus ihnen aufgetragen hat. Eigentlich ein harmonisches Bild und jeder, der schon mal eine Feier ausgerichtet hat, kann sich das Szenario gut vorstellen. Und dennoch ist alles anders und wird zudem überschattet von dem Verrat des Judas Iskariot, der – wie es auf den ersten Blick scheint – seine Freundschaft zu Jesus für 30 Silberstücke verkauft. Wir können nur mutmaßen was er gedacht oder was ihn bewegt hat. Am einfachsten ist es sicher, ihn als gierig und böse abzustempeln. Einen Sündenbock auszumachen, für all das, was dann geschieht. Im späteren Verlauf des Matthäus Evangeliums erfahren wir, dass Judas seinen Verrat bereut, dass er das Geld wegwirft, dass er versucht sein Vergehen ungeschehen zu machen und dass er, sich schließlich voller Verzweiflung das Leben nimmt. Mir fällt es schwer Judas abzustempeln und seine Person berührt mich zutiefst. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr erkenne ich mich selbst in ihm. Natürlich ist es mit einfacher auszuweichen, den schönen Schein zu wahren und andere als Täter zu deklarieren.  Aber bin ich es nicht selbst, die Jesus verrät – jeden Tag? Mal aus Bequemlichkeit? Mal aus Angepasstheit? Aus Egoismus? Oder aus Angst? Wer bin ich, dass ich über Judas richten könnte? Wenn ich diesen Blick wage – und ich weiß, dass er schwer ist, dass er weh tut und anrührt – wenn ich aber diesen Blick wage, dann sehe ich Judas, den Menschen, mit all seiner Würde. Dann sehe ich das Ebenbild Gottes, auch in ihm, dem Verräter. Und vielleicht beginne ich dann zu verstehen. Beim letzten Abendmahl sind alle Jünger dabei und werden gestärkt – auch Judas. Jesus schließt niemanden aus, gleichwohl er um ihre Verfehlungen weiß. Und vielleicht liegt genau darin der Kern.

Nehmen wir uns heute doch einmal selbst in den Arm, verzeihen wir uns und setzen uns dann zu Jesus an den Tisch, der uns mit offenen Armen empfängt. Und wenn Jesus sich nun bereit macht, den Weg zum Kreuz zu gehen, dann begleiten wir ihn doch. Er geht diesen Weg nicht, weil Judas ihn verraten hat, vielmehr geht er ihn mit Judas – für uns, trotz des Verrats, denn so ist es vom Vater für ihn bestimmt.

Caroline Roberg, Pfarreirat

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