Kirche ohne Kirche. Impulse für die Zeit größerer Distanz – jeden Tag neu!

Montag, 27. April

Auf dass ihr an Jesus glaubt, den Gott gesandt hat. (vgl. Joh 6, 22-29) Beim ersten Blick auf diese Aussage Jesu bleibt zunächst ein Ausrufezeichen in meinen Gedanken hängen. Schwingt da etwa ein drohender Unterton mit? Eine Verheißung wäre mir lieber. Eine Zusage, an die ich mich klammern kann. Die mich beruhigt, mir bestätigt, dass alles gut wird – gerade in dieser ungewohnten sowie unsicheren Zeit, in der am Freitag meistens vieles anders ist, als noch am Montag zuvor. Stattdessen eine Aufforderung, eine Anweisung. Ein Befehl; aber eine Drohung!? Ich lese den Vers im Zusammenhang. In den ersten Versen dieser Schriftstellung ist von der Brotvermehrung die Rede. Jesus vermehrte 5 Brote und 2 Fische. Über 500 Menschen wurden satt und 12 Körbe blieben übrig. Jesus und die Jünger verließen den Ort Richtung Karfanaum. Als die Menschen das bemerkten, folgten sie ihnen und suchten nach Jesus. Sie konnten nicht verstehen, dass er so weggegangen war. Als sie ihn gefunden hatten, waren sie empört über sein Verhalten und Jesus entgegnete: „Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt (…).“ Jesus erläuterte ihnen, dass das Werk Gottes nur dadurch vollbracht wird, indem wir an IHN glauben, den Gott gesandt hat! Keine Drohung, eher eine liebevolle Richtung für das alltägliches Leben und Gottes Liebe zu mir, ist die Grundlage fürs Durchhalten! Doch, will ich das wirklich glauben??? Einfach wird das nicht immer sein, soviel ist klar! Doch Jesus selbst fordert mich dazu auf, mit ihm in Verbindung zu bleiben. Dranzubleiben. Das ist die Voraussetzung dafür, dass mein Leben gelingen kann. Jesus lädt mich ein, ihm zu folgen. Seine Liebe anzunehmen und nie wieder loszulassen. Diese Liebe ist das Fundament, das mich hält und trägt. Wenn ich dranbleibe…  

      Nicole Menzel, Pastoralreferentin

Dienstag, 28. April

Im heutigen Evangelium (Joh 6, 30-35) sagt uns Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ In vielen Teilen der Welt müssen die Menschen Tag für Tag hungern. Täglich sehen oder hören wir, dass viele Menschen in der Welt nun auch noch wegen des Corona Virus besonders hungern. In meiner Heimat haben im Augenblick viele Tagelöhner nur einmal am Tag etwas zu essen. Gott sei Dank gibt es auch viele Menschen, die ihnen helfen. Sie teilen was sie haben. Sie praktizieren was Jesus sagt: Sie werden Brot des Lebens für ihre Mitmenschen. Wenn Jesus im Johannesevangelium sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. So heißt das auch: Ich bin der Sinn des Lebens. Ich vertreibe die Einsamkeit deines Herzens. Ich überwinde deine Angst vor dem Ende. Ich heile die Brüche in deinem Leben. Ich schenke dir Lebensmut. Ich rüste dich mit Geduld und Hoffnung aus. Denn ich bin das Brot, die Stärkung für deine Seele und der Trank, die Erquickung für deinen Geist.

           Pfarrer Thomas Daniel

Mittwoch, 29. April

An jenem Tag brach eine schwere Verfolgung über die Kirche in Jerusalem herein. (Apg 8, 1b) Der heutigen Perikope aus der Apostelgeschichte geht die Steinigung des Stephanus voraus, mit der die Verfolgung der Jerusalemer Urgemeinde beginnt. Die Zerstreuung der Gläubigen in andere Landstriche, bedeutet den Verlust des Zentrums des gemeinsamen Glaubens. Dabei hatten die Apostel gerade begonnen erste Gemeindestrukturen zu entwickeln und Ämter zu vergeben. Und nun das! Doch die Gläubigen lassen sich nicht unterkriegen, stecken nicht den Kopf in den Sand, sondern folgen aus Überzeugung den Spuren Jesu und verkündigen die frohe Botschaft. Auch die Apostel halten, anders als noch während des Ostergeschehens, zusammen und bleiben in Jerusalem. Von dort halten sie Kontakt mit denen, die die Botschaft der Auferstehung in die Welt tragen. Nur so konnte sich das Christentum, gegen allen äußeren Druck der damaligen Gesellschaft, verbreiten. Auch heute noch werden weltweit ca. 260 Millionen Christen aufgrund ihrer Überzeugung verfolgt. Sie werden verhaftet, gefoltert, getötet. Damit ist das Christentum die weltweit am stärksten unterdrückte Religionsgemeinschaft. Das ist mir, im sicheren Deutschland, mitunter gar nicht so bewusst, denn wir haben eine, im Grundgesetz verankerte, Religionsfreiheit. Aber „verfolgen“ wir uns nicht manchmal selbst, indem wir über theologische Uneinigkeiten streiten? Indem dogmatische Entscheidungen über christliches Handeln gestellt werden? Indem mit hartem Herzen Menschen aufgrund ihrer Weltanschauung oder sexuellen Orientierung ausgeschlossen werden. Verlieren wir nicht dadurch auch das Zentrum unseres Glaubens? Im heutigen Evangelium heißt es: […] und wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. (Joh 6, 37) Wie schön wäre es, wenn wir dieses Wort ernst nehmen.

     Caroline Roberg, Pfarreirat

 Donnerstag, 30. April

„In jenen Tagen sagte ein Engel des Herrn zu Philippus…“ (Apg 8, 26) Ich hab in meinem Bücherschrank beim Aufräumen – jetzt hat man ja Zeit dafür – ein schmales Buch von Silja Walter entdeckt: Das Herz betet von selbst – Glaubenserfahrung. Es ist ein Briefwechsel zwischen Silja Walter, die als Sr. Maria Hedwig im Benediktinerorden lebte und Pfarrer Peter von Felten. Silja Walter ist Verfasserin zahlreicher literarischer und spiritueller Werke. Sie verstarb Anfang 2011. In 15 Briefen geht sie in ihrem Buch auf verschiedene Stichworte ein, die für ihren Glaubensweg wichtig waren. Unter Punkt 11 taucht das Wort SCHWEIGEN auf. Für mich passt es in diese „noch“ ruhige Zeit: Wie soll ich wahrnehmen, dass Gott da ist, wenn ich nicht schweige? Selbst ihn draußen im blühenden Frühling, im Wald, am Fluss, in den Sternen nachts erfahren ist nur möglich, wenn ich nicht nur nicht rede; ich muss auch das Denken lassen, den inneren Raum leer lassen, dass dieses Du der Schöpfung, Gott, darin in dir aufleuchten kann…Still sein, mit dir, vor Gott, wo du allein bist, eine kleine Weile, fünf Minuten, das ist alles. Er ist ja da.“

        Andrea Hinse, Pastoralreferentin

Freitag, 1. Mai

Apg 9,1-20 Vom Saulus zum Paulus Eine willkommene Abwechslung zum derzeit außergewöhnlichen Coronaalltag ist das Anschauen von Filmen. Dazu gehört auch der Spielfilm „Das Leben der Anderen“ aus dem Jahr 2006. Das Drama stellt den Staatssicherheitsapparat der DDR und die Kulturszene in den Mittelpunkt und setzt sich kritisch mit der Geschichte auseinander. Es greift das Thema auf, dass wahre Kunst das Gute im Menschen hervorzubringen vermag, und zeigt die Möglichkeit einer Versöhnung zwischen Opfern und Tätern. In dem Film macht der Stasi-Hauptmann eine DamaskusErfahrung. Was ist ein „Damaskus-Erlebnis“? Ein Damaskus-Erlebnis ist, wenn jemand vom Saulus zum Paulus wird. Saulus ist ein Eiferer, ein religiöser Fundamentalist, der genau weiß, was richtig und was falsch ist. Mit brutaler Härte verfolgt er die, die aus seiner Sicht etwas Falsches glauben. Als Jude verfolgt er die Christen, die für ihn Abtrünnige und Falschgläubige sind. So nähert er sich der Stadt Damaskus. Vor den Toren der Stadt passiert etwas Einschneidendes – eben das DamaskusErlebnis. Saulus sieht ein grelles Licht. So stark, dass er blind wird. Er sinkt zu Boden und hört die Stimme Jesu. Die fragt: „Warum verfolgst du mich?“ Saulus ist zutiefst irritiert, denn jetzt spricht ihn genau dieser Jesus direkt an! Jesus befiehlt ihm, nach Damaskus zu gehen. Dort werden ihm die Augen geöffnet. Er wird Christ und ändert seinen Namen, denn er ist ein veränderter Mensch. Aus Saulus wird Paulus. Mit demselben Eifer, mit dem Paulus zuvor die Christen verfolgt hat, begeistert er nun Menschen für den Glauben an Jesus Christus. So berichtet es die Bibel im 9. Kapitel der Apostelgeschichte. Der Film und die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte haben etwas Gemeinsames. Beide Akteure – Paulus und der Stasi-Hauptmann – leben in festen Strukturen und machen Erfahrungen mit den Feinden ihrer Systeme. Beide haben Vorurteile gegenüber den anderen Menschen. Beide werden zu einer alternativen Sicht und einer Entscheidung für den Menschen, zu mehr Toleranz und zu einem friedlichen Zusammenleben geführt: der Stasi-Hauptmann durch den Einblick in das Leben der anderen Menschen, Paulus durch eine Offenbarung. Der Film und die Perikope sind für mich eine Botschaft des Vertrauens und des Muts, die eigenen Sichtweisen und Grundsätze zu überdenken, eingefahrene Strukturen zu durchbrechen, die Meinung zu ändern, wenn es dafür gute Gründe gibt. Für mich ist das kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke.

Hubert Wernsmann, Diakon

Samstag, 2. Mai

In der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 9, 31-42) hören wir von unbegreiflichen Wundern – von der Genesung eines Gelähmten, der Erweckung einer Verstorbenen. Und parallel hält uns die momentane Situation, die größte gesundheitliche Katastrophe unseres Zeitalters, fest im Griff und solche Wunder scheinen meilenweit entfernt zu sein. In den Wochen um Ostern bin ich auf eine Reportage gestoßen, die das „Wunder der Auferstehung“ untersucht und wissenschaftliche Beweise (oder zumindest Indizien) für die Auferstehung Jesu gesucht hat. Vergeblich. Bedeutet dies, dass das Wunder der Auferstehung also einfach unwahr ist? Meiner Meinung nach ist das Gegenteil der Fall: Die Auferstehung Jesu ist schon dadurch ein Wunder, dass sie Millionen Menschen weltweit im Glauben eint und Hoffnung für alle Lebenssituationen gibt. Und das ist doch das wunderbare, das wunderliche und wunderschöne an Wundern: Wir können sie zwar nicht beweisen, sie können uns aber dennoch überraschen und begeistern. Und so schöpfen wir – auch jetzt – aus den Berichten über Wunder Kraft, um unsere derzeitige Lebenssituation bestmöglich zu meisten. Wir müssen uns nur verwundern lassen.

Martin König-Drzysla, Pfarreirat

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