Zulassung: Mit einer symbolischen Handauflegung bei einer Vesper Ende Februar im St.-Paulus-Dom ließ Münsters Bischof Dr. Felix Genn die Familie aus Ghana offiziell zur Taufe zu. Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann
Pressedienst Bistum Münster 05.04.23
Auf den Moment, wenn das Wasser ihren Kopf berührt, ist Mileysi besonders gespannt. „Ich glaube nicht, dass man richtig nass wird“, sagt die Siebenjährige voller Überzeugung. Dass die Bedeutung dieser symbolischen Geste aber umso größer ist, hat sie längst verstanden. „Wir gehören dann richtig zur Kirche dazu.“ Mit „wir“ meint Mileysi ihre Mutter Cynthia Adu Boahen, ihre große Schwester Empress Vanessa (9) und ihren kleinen Bruder Denzel (5). Alle vier werden am Samstag, 8. April, in der Osternacht um 21 Uhr in der Pfarrkirche St. Magnus in Everswinkel getauft.
Die Mehrheit der Menschen in ihrem Heimatland Ghana gehört einer christlichen Kirche an. Auch Cyn-thia Adu Boahens Mutter und Großmutter waren katholisch. Sie selbst wurde ebenfalls so erzogen, entschloss sich aber als junge Frau, einer charismatischen Glaubensgemeinschaft beizutreten. „Meine Freunde waren dort aktiv und haben mich immer wieder mitgenommen, ich habe mich dort willkommen gefühlt“, blickt die 37-Jährige zurück. Aus familiären Gründen verließ sie 2016 ihre ghanaische Heimatstadt Kumasi und kam nach Deutschland – zunächst nach Münster, dann nach Rheine, seit 2017 lebt sie in Everswinkel. Zwei Jahre später kamen ihre beiden Töchter, damals 3 und 5 Jahre alt, nach. Die ersten Monate waren nicht leicht für die Familie: „Kurz, nachdem die Kinder endlich hier waren, kam Corona – wir kannten niemanden und die Sprache war fremd“, erinnert sich Cynthia Adu Boahen.
Sobald es die Pandemie zuließ, besuchte sie mit ihren Kindern den Sonntagsgottesdienst in Everswinkel. Ein Ritual, das für die Familie bis heute fest zum Sonntag dazugehört – „wenn wir es zeitlich schaffen“, sagt die alleinerziehende Mutter lachend. An die deutsche Liturgie musste sich die Familie erst gewöhnen. „In Ghana ist ein Gottesdienst sehr lebendig, es wird getanzt, gesungen, die Gaben bringen wir begleitet von Musik in einer Prozession nach vorne“, beschreibt sie. Cynthia Adu Boahen wird der Osternacht in Everswinkel deshalb auch einen afrikanischen Akzent geben und nach der Tauferneuerung der Gemeinde ein Lied auf Englisch singen. Der Gottesdienst in Ghana und Deutschland mag anders sein, doch der Glaube an Gott, der ihr Kraft und Halt gibt, ist für die Mutter derselbe. Sie traf eine Entscheidung: „Meine Kinder und ich möchten getauft werden.“ In der Pfarrei knüpfte sie erste Kontakte – und meldete sich im Pfarrbüro von St. Magnus.
Bei Pfarrer Pawel Czarnecki stieß sie auf offene Ohren: Für ihn ist es etwas Besonderes, gleich eine ganze Familie auf die Taufe vorzubereiten. Mehrmals hat er mit Cynthia Adu Boahen und den Kindern in den zurückliegenden Wochen darüber gesprochen, was es bedeutet, an Gott zu glauben, wie man beten kann und welche Symbolik es bei der Taufe gibt. Diese Zeit sei auch für ihn bereichernd gewesen: „Ich freue mich, wenn sich Menschen dazu entschließen, dazugehören zu wollen, weil der Glaube an Jesus ihnen wichtig ist.“
Und genau das steht bei Familie Adu Boahen im Mittelpunkt. „Das Gespräch mit Gott, das regelmäßige Gebet gehört für uns zu den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen dazu“, erklärt die gebürtige Gha-naerin. Das wissen auch die Kinder: Stolz zeigt Denzel einen Gebetswürfel, den seine Schwester im Religionsunterricht gebastelt hat. „Hier stehen alle wichtigen Gebete drauf“, sagt er. Auch die kirchlichen Feste im Jahreskreis sind ihnen längst vertraut: Denzel besucht die katholische Kita St. Magnus, die beiden Mädchen die katholische Grundschule. Gemeinsam mit ihren Freunden haben sie St. Martin und Nikolaus, Weihnachten und Ostern gefeiert, zuletzt Palmstöcke für Palmsonntag gebastelt. „Im Mai komme ich dann zur Erstkommunion“, kündigt Empress Vanessa vorfreudig an.
Ein ganz besonderes Erlebnis war für Familie Adu Boahen die Fahrt nach Münster, wo Bischof Dr. Felix Genn sie und die anderen Taufbewerber aus dem Bistum Münster bei einem Gottesdienst im St.-Paulus-Dom offiziell zum Sakrament zuließ. Im persönlichen Gespräch erzählte er Cynthia Adu Boahen, dass er wenige Tage zuvor aus Ghana zurückgekehrt war, wo er das Partnerbistum Tamale im Norden des Landes besucht hatte. „Da gab es direkt eine Verbindung“, berichtet die Mutter von dem besonderen Moment, der auch bei ihren Kindern nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. „Aus meiner Klasse bin ich die einzige, die den Bischof schon getroffen hat“, sagt Mileysi stolz. Und schon jetzt steht fest: Nach den Osterferien werden die Siebenjährige und ihre Geschwister noch mehr zu erzählen haben.