Liebe Schwestern und Brüder,
mein weihnachtliches Grußwort an Sie schreibe ich am Mittag des 3. Adventssonntages. Dieser Sonntag heißt Gaudete (lat. „Freut euch!“). Im Brief des Apostel Paulus an die Philipper heißt es: „Gaudete in Domino semper“ („Freut euch im Herrn allezeit“).
Parallel zu diesem Grußwort sitze ich gespannt vor dem Fernseher. Gerade überschlagen sich die Nachrichtensendungen: Lockdown und keine größeren Familienfeiern an Weihnachten. Sich freuen, bei den Aussichten auf einen zu erwartenden Lockdown und die ausfallenden Familienfeiern, fällt uns mir schwer. Wir machen uns Sorgen um unsere Liebsten. Unsere Eltern, unsere Kinder und die Arbeitsplätze sowie die Wirtschaft.
Seit ich Priester bin, besuche ich beispielsweise zum Geburtstag oder zur Krankenkommunion die älteren Menschen in den Gemeinden. Nicht selten berichten Sie mir in der Advents- und Weihnachtszeit von ihren Weihnachtserlebnissen des Krieges und der unmittelbaren Nachkriegsjahre. Und natürlich, wie sie damit umgegangen sind. Bei all dem Hunger, der Obdachlosigkeit und dem Verlust von lieben Menschen dieser Kriegsgeneration war das Weihnachtsfest ein hoffnungsvolles Licht für sie.
Das Weihnachtsfest und Christi Geburt selbst finden den Ursprung in einem unwirtlichen Stall. Extrembedingungen, würde man in der heutigen Sprache sagen. Ja, nicht einmal die abweisende Kälte der Herbergsfamilien Maria und Josef gegenüber kann es verhindern.
In diesen Tagen und Wochen erlebe ich viele Menschen in unserer Gemeinde, die dagegen „Wärme“ und „Licht“ schenken. Die mit kleinen Überraschungen dem Nächsten eine Freude bereiten. Dieses Licht strahlt in die dunkle Nacht und gibt einen Vorgeschmack auf das Weihnachtsfest. Ein Weihnachtsfest, welches anders leuchten wird, als wir es gewohnt sind.
Dieses Weihnachtsfest 2020 kann eine Chance für uns sein. Eine Chance zu erkennen, dass wir als Menschen auch in dieser herausfordernden Zeit von Gott geliebt und angenommen sind. Gott leiht sich dabei die Hände, Füße, das Lachen und den Mund von unserem Nächsten. Wir werden dann zu weihnachtlichen Werkzeugen Gottes in der Liebe zum Nächsten.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien von Herzen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest sowie alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen für das Jahr 2021!
Frohe Weihnachten – „Gaudete in Domino semper“ („Freut euch im Herrn allezeit“)!
Ihr
Pawel Czarnecki, Pfarrer