Krise in der Kirche – Lichterfeier in der St.-Magnus-Kirche

Die St.-Magnus-Kirche war abgedunkelt. Doch es war ein erwärmtes Dunkel. Denn in ihr erstrahlte vor dem Altar mit der mystischen Skulptur des Lammes, das sich aufopfert, die Osterkerze als Symbol für Jesus Christus als Sieger über das Dunkel des Bösen und des Todes. An den Seitenwänden flankierten die 12 Leuchter, die in jeder katholischen Kirche an die 12 Apostel als Gründer der Glaubensgemeinschaft vor 2000 Jahren erinnern. Die zahlreichen real anwesenden Gottesdienstbesucher hatten ebenfalls ihr kleines Licht aufgestellt. So entstand die dichte Atmosphäre einer Gebetsgemeinschaft, die in ihren Betrachtungen nichts von dem jämmerlichen Zustand der Kirche beschönigte. Schon das Evangelium erzählt, dass Jesus beim Anblick Jerusalems weinte, „weil du nicht erkennst, was dir zum Frieden dient“. Diese Bibelzitat hatte Kardinal von Galen aufgegriffen angesichts des im Krieg zerstörten Münsters und wurde in der Lichterfeier verknüpft mit der Frage: „weint nicht Jesus jetzt auch über seine, unsere Kirche?“.

 In einer solchen Krise wenden nach der Bibel viele Menschen sich von Jesus ab, nicht weil er Böses tut, sondern weil er drastisch zu Umkehr und Neuanfang aufruft. Er fragt die verbliebenen Getreuen: „Wollt auch Ihr gehen?“. Ratlos und verzweifelt antwortet Petrus:  „Herr, wohin sollen wir gehen? Nur du hast Worte ewigen Lebens.“ So betete die Gemeinde zunächst in Stille um Vergebung, Neuanfang und Stärkung.

Im zweiten Teil sangen Schola und Gemeinde im Wechsel zwei der Psalmen, mit denen seit 3000 Jahren Juden und Christen Not und Trauer, aber auch ihre Hoffnung vor Gott tragen. Organist Thomas Krass hüllte die meditativen Gesänge ein mit der einfühlsam weich registrierten Orgel. Der Lobgesang des Simeon, der in den Klöstern jeden Abend im Nachgebet, der Komplet, gesungen wird, ist einer der großen Hoffnungshymnen des Lukasevangeliums. Der Greise Simeon erkennt in Jesus „Heil und Licht der Welt“; Dieser Glaube ist ihm und vielen Christen Trost, der Ruhe der Nacht und dem Ende des Lebens entgegen zu gehen. Die Gemeinde betete, dass die vom Geist Jesu Christi den Menschen ins Herz gelegte Liebe durch Christen und die Kirche weitergegeben werde. „Bleibe bei uns Herr, wie auch wir mit dir in Verbindung bleiben.“ Einige Gottesdienstbesucher brachten ihr kleines Licht zur Osterkerze. Zum Schluss erklang vor der Pieta, der ehrwürdigen Darstellung aus dem 15 Jahrhundert, die den toten Jesus in den Armen seiner Mutter zeigt, das „Salve Regina“; denn Gott hat Maria Schlimmeres zugemutet als eine angeschlagene Glaubensgemeinschaft.

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