Katholische öffentliche Bücherei Everswinkel – Ludger Hinse überreicht ein kleines Lichtkreuz

Es war ein besonderer Abend, den 30 Gäste in der Katholischen Öffentlichen Bücherei St. Magnus erleben durften. Der renommierte Künstler Ludger Hinse überreichte der Bücherei ein kleines Lichtkreuz als ein besonderes Zeichen des christlichen Glaubens. Dabei erzählte der 76jährige authentisch, tiefsinnig und humorvoll aus seinem Lebensweg, von seinem Schaffen rund um seine vielfältigen Kreuzdarstellungen und seine Motive, um schließlich – einer Bücherei angemessen – den Abend mit einer Lesung zu beenden.

Nachdem die Leiterin der Bücherei Magret Uhkötter den Künstler „mit großer Freude“ und herzlichem Dank dafür begrüßt hatte, „dass Sie uns das Lichtkreuz persönlich übergeben“, stellte Ludger Hinse sich und sein Werk vor.

Geboren in den einfachen Verhältnissen einer Bergarbeiterfamilie in Recklinghausen, nach Besuch der Volksschule, Lehre als Postschaffner, dann nach der Begabtensonderprüfung Studium und danach schließlich bis zum Vorsitzenden der IG Metall in Bochum (bis 2006) aufgestiegen, gehörte künstlerisches Schaffen seit Kindesbeinen immer zu seinem Leben. Nach einem mehr zufälligen Entdecken seiner Fähigkeiten mit einer schnell ausverkauften ersten Ausstellung seiner Werke wurde er schließlich freischaffender Künstler und Buchautor.

 Der Schlüsselmoment für seine vielfältigen Kreuzdarstellungen geschah auf seiner Chile-Ausstellung 1998. Ein chilenischer Künstler erzählte ihm, wie Frauen, Mütter, Witwen, die ihre Kinder, Söhne und Männer durch staatliche Willkür verloren hatten, bei ihren Demonstrationen einfache Kreuze aus Latten vor sich getragen hatten, weil die Schergen des Regims zwar keine Hemmungen hatten, Menschen zu misshandeln, das aber gegenüber Kreuzen nicht vermochten. „Noch die ganze folgende Nacht habe ich Kreuze gezeichnet.“ Seitdem liegt ein Schwerpunkt seines Schaffens rund um das Kreuz.

Die Kreuze des heute in Dülmen lebenden Künstlers sind keine goldenen Triumphkreuze wie etwa in orthodoxen Kirchen, keine Leidenskreuze mit Korpus wie wir sie üblicherweise kennen, sondern „Auferstehungskreuze“. „Wir können Karfreitag nur erleiden, weil es Ostern gibt, die Auferstehung. Und deshalb tragen meine Kreuze keinen Korpus, es sind österliche Kreuze.“ „Licht ist ein Akt der Befreiung“, darum wählt Ludger Hinse auch Plexiglas mit Folienüberzug als Material für seine lichtdurchstrahlten Kreuze, an die die „Leute sich erst gewöhnen müssen. Das Kreuz ist eben anders. Ich glaube, man muss sich noch mehr mit einem ganz anderen Kreuz auseinandersetzen als mit dem, was wir kennen; was ja auch bei uns zu Hause hängt. Aber hier, das stört. Du stockst, was ist das?“

Nicht nur Lichtkreuze, sondern auch weiße Kreuze und in anderen Ausführungen prägen seit vielen Jahren seine Arbeiten. Sie hängen in vielen Kirchen Deutschlands (72), einigen europäischen Ländern und in Chile und Peru. Hinse gilt deshalb als der Gegenwartskünstler, von dem die meisten Exponate in Kirchen zu finden sind, die allerdings deutlich größer als in der Everswinkler Bücherei. Aber wir können ein großes fast in der Nachbarschaft finden, in der Mauritzkirche Münster.

Bevor Pfarrer Pawel Czarnecki das neue Kreuz segnete, dankte er dem Büchereiteam für seine Initiative dieses Lichtkreuz anzuschaffen, „das nicht nur diesen Raum schmücken, sondern auch Herzen erleuchten und den Glauben in einer zeitgemäßen Weise bezeugen soll. Das Licht Christi durchdringt nicht nur Dunkelheit, sondern verbindet auch Orte und Menschen miteinander.“

Den Abend beschloss Ludger Hinse mit einer kleinen Lesung von urkomischen Kurzgeschichten aus dem Buch von Michael Klaus: Wie ich meine ersten drei Frauen verlor. Perfekt vorgetragen trieb es dem Publikum Tränen in die Augen, etwa bei der vom kleinen Jungen, der nach dem Abendgebet über die 14 am Bett stehenden Englein vor lauter Gedanken nicht in den Schlaf kommt. Wie gefährlich bei solch einem Schutzaufgebot dann wohl die Welt sein müsse, und überhaupt: wie bei 14 Englein pro Familienmitglied die denn Platz in der kleinen Wohnung finden könnten.

Den gemütlichen Abschluss bildete ein vom Team vorbereiteter Imbiss, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gern das persönliche Gespräch mit Ludger Hinse suchten.

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